Meinungen

Meinungen und Gedanken zur Handaufzucht

Warum gibt es so viele Abgabevögel? - Forenbeitrag von Corinna67 vom 24-06-2004

Was mich besonders traurig stimmt, ist, dass aber die ganze Problematik der "Papageienschwemme", bzw. des übersättigten Marktes nicht ausschließlich auf die HZ geschoben werden kann, sondern hier ganz andere Faktoren eine Rolle spielen, die genauso beseitigt werden müßten.

Das Bild von einem Papagei, überhaupt von Exoten, wird viel zu häufig falsch dargestellt und das dies so ist, daran sind Züchter und Handel nicht unbeteiligt. Es ärgert mich einfach nur noch, dass Zuchtstationen wie der LP, de Dios, Südafrika, nur um ein paar größere zu nennen, noch stolz darauf sind, wenn sich die jährliche Anzahl der für den Handel nachgezogenen Papageien noch erhöht, während im "wahren Leben" immer mehr Vögel abgeschoben werden, weil man sich, nicht selten mangels fehlender oder falscher Informationen zu viel zugemutet hat und ein Papagei doch nicht das richtige Haustier ist, bzw. probiert man gerne aus, ob beim nächsten, den man sich anschafft, alles anders wird!

Die Thematik Wildfänge habe ich ganz rausgelassen, das ist noch mal ne andere Geschichte, oft eine Geschichte von Vögeln, die, wenn sie sich nicht zähmen lassen, ihr Leben lang hin und her wandern, bis sich doch vielleicht ein Mensch ihrer erbarmt, dem es egal ist ob sie zahm sind oder nicht, sondern, der ihnen einfach das bißchen Leben, was ihnen geblieben ist, so erträglich wie möglich zu machen will.

Wenn ich meine aufgenommenen Abgabevögel so betrachte, auch die, die nicht mehr unter uns weilen und die, die hier dauerhaft weiterversorgt werden und wenn ich die vielen Geschichten dazu durch meinen Kopf gehen lasse, dann wird's mir einfach nur noch schlecht!

Aber ich sehe auch, dass die Hauptproblematik nicht NUR die handaufgezogenen Vögel sind, sondern, dass es gleichermaßen Naturbruten und Wildfänge betrifft, mit denen mancher Mensch umgeht wie mit dem letzten Dreck und hier sollte man meiner Meinung nach beginnen, das Blatt aufzurollen und hier muss dringend was unternommen werden, von höherer Stelle aus, aber hauptsächlich ein Umdenken der Menschen.

Ob wir's noch erleben werden? Ich glaub's nicht, denn davon ist viel zu viel abhängig, Handel, Wirtschaft, der Rubel muss rollen, erst recht in Zeiten, wo man in punkto Wirtschaftswachstum nicht mehr viel zu erwarten hat!

Denke ich an Zuchtprojekte und Fonds, die beispielsweise auch zum Auswildern bedrohter Papageien dienen sollen, würde ich gerne manchmal wirklich laut loslachen, wenn es nicht so todtraurig wäre. Man ruiniert den Lebensraum der Vögel oder fängt sie in Unmengen ein, bis sich die Zahl so drastisch reduziert hat, dass die Art nicht mehr in der Lage ist selbstständig in der Natur zu überleben, um dann neue Projekte in die Welt zu rufen, die das wieder richten sollen. Wie edel, hilfreich und gut doch die Spezies Mensch ist!

Nee, Leute, ich bin kein Schwarzseher, sondern immer noch Optimist, der versucht das Beste draus zu machen!


Was will ich für meinen Vogel sein? Forenbeitrag von frivoe vom 24-06-2004:

Hallo zusammen,

was den Handel mit Handaufzuchten betrifft, so ist es ja wohl vor allem eine Sache der Nachfrage nach solchen Tieren. Bei einem Käufermarkt bestimmt doch der Käufer was produziert wird. Allerdings glaube ich, dass nur gesetzliche Regelungen hier Abhilfe schaffen können. An die Einsicht des potentiellen Halters durch Aufklärung glaube ich in den meisten Fällen nicht.

Wer will sich denn heute noch die Mühe machen das Vertrauen eines Tieres durch seine eigene Leistung zu erwerben? Wir wollen den Erfolg möglichst sofort und zahlen dafür auch gerne etwas mehr. Wir sollten dann aber nie vergessen, dass diese Zahmheit dann kein Geschenk an uns ist, sondern die Zuneigung eines Sklaven dem keine andere Wahl gelassen wurde.

Vielleicht sollten wir auch mal überlegen warum es uns denn so wichtig ist mit den Tieren zu interagieren. Gerade bei den Papageien verlangen wir immer lauter nach einer artgerechten Haltung. Wir wissen heute längst wie wichtig ihnen ein artgleicher Partner ist. Aber trifft das nicht auch auf uns selber zu? Kann es nicht sein das, dass sich die Tiere auch durch uns in der Entfaltung ihrer Beziehungen nachhaltig gestört fühlen?

Natürlich finde ich es auch toll, wenn mir ein “wildes Tier“ seine Zuneigung zeigt. Aber noch schöner ist es doch wenn es mir einen Einblick in seine Welt gewährt den ich auch unter natürlichen Bedingungen fast nie bekommen würde. Daher ist es für mich auch die Beobachtung das wichtigste. Meinen Tieren will ich kein Partner sein, sondern eher nur ein zufälliger Begleiter.

Für diese Art der Haltung sind natürlich vor allem Tiere geeignet die es gelernt haben, miteinander umzugehen. Besonders trifft dieses natürlich für Papageien in Gruppen zu. Nach meiner Beobachtung wirkt sich nicht nur die Handaufzucht schädigend auch das Sozialverhalten aus sondern auch ein zu frühes Abgeben der Jungtiere. Das kann man natürlich nicht verallgemeinern, sondern muss es wohl artspezifisch sehen.


Vögel müssen heutzutage "gebrauchsfertig" sein - Forenbeitrag von Motte 24-06-2004

... Auch reicht es ja heute nicht, dass Papas auch aus NB sehr zahm werden können. Die Vögel müssen halt "gebrauchsfertig" und vollkommen zahm sein. Dieser Trend hält sich leider sehr gut. Die Menschen sind "verwöhnt" was die Zahmheit von Vögeln angeht. Das heisst, warum sich Mühe geben, wenn man auch ohne jegliche Anstrengung einen zahmen Vogel haben kann?

Ich bin Meinung, dass Jungvögel länger bei den Elterntieren beliben sollten. Je länger sie unter der Obhut der Elterntiere stehen umso ausgeglichener scheinen sie im Wesen zu sein, soll heissen, das Wesen scheint gefestigt und "kippt" nicht so leicht in menschlicher Obhut (aus nachvollziehbaren Gründen).


Das Problem der Handaufzucht, Ethik und anderes - Forenbeitrag von frivoe 28-06-2004

Hallo zusammen,

das Problem der Handaufzucht ist zunächst ja mal ein ethisches Problem des Handlaufziehers. Nicht immer sind es ja die Züchter selber, sondern es sind oft Leute die von Züchter zu Züchter fahren um sich dort die Jungvögel zu holen. Es gibt inzwischen Züchter, die ihre Naturbruten schon als Handaufzuchten verkaufen um dafür mehr Geld zu bekommen.

Erstaunlich finde ich es auch immer wieder, dass von Nothandaufzuchten immer die beliebten Heimpapageien betroffen sind und nicht die Tiere, die nur von Züchter zu Züchter weitergegeben werden. Denn diese suchen ja vor allem zuchtsichere Naturbruten. Unerklärlich finde ich es auch, dass Züchter mit vielen Brutpaaren einer Art Problembruten nicht artgleichen Ammen unterlegen können.

Viele der Folgeprobleme von Handaufzuchten stehen natürlich in einem engen Zusammenhang mit einer zu starken Bindung an den Menschen. Diese sind auch, nach meiner Erfahrung, nicht unbedingt typisch für die Handaufzucht, sondern können in der gleichen Weise auch mit jungen Wildfängen oder Elternaufzuchten passieren. Tiere, denen man rechtzeitig den Kontakt mit Artgenossen verschafft, sind da wohl weitaus weniger anfällig.

Allerdings gibt es da einen Punkt, der nicht außer Acht gelassen werden sollte. In der Regel sind junge Handaufzuchten schon von Anfang an sehr zutraulich. Dieses provoziert natürlich eine oft übermäßige Zuwendung der Halter gerade in der Anfangsphase der Haltung. Die meisten Menschen können aber die in dieser Anfangsphase, mit großem Elan, praktizierte Zuwendung nicht über längere Zeit aufrecht erhalten. Der Papagei erwartet diese Zuwendung aber auch weiterhin mit der gleichen Intensität. Bekommt er sie dann nicht mehr, kommt es beim Vogel zu den hier schon oft beschriebenen Reaktionen, wie z.B. Schreien oder Rupfen.


nach oben
Index Meinungen
www.Vogelkauf.de - Alles über Elternaufzucht, Handaufzucht, Wildfang von Vögeln