Die Handaufzucht
DagmarH

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Bei der Handaufzucht werden, wie der Name schon sagt, die Küken nicht von den Vogeleltern, sondern vom Menschen aufgezogen. Sie werden in einem bestimmten Alter aus dem Nest genommen und von Hand weitergefüttert. Die Fütterung erfolgt entweder mittels einer Kropfsonde, die dem Vogel durch den Schnabel bis in den Kropf geschoben wird oder mit einer Spritze, mit der der Nahrungsbrei in den Schnabel gegeben wird. Ältere Küken werden häufig mit dem Löffel gefüttert.

Bei der Handaufzucht ab Ei werden dem Brutpaar die Eier weggenommen und in einem Brutapparat ausgebrütet. Die weitere Aufzucht erfolgt wie oben. Diese Küken haben niemals die Lautsprache ihrer Eltern gehört, ihre fürsorgliche Gefiederpflege gespürt.

Bei der Handaufzucht werden die Jungen entweder isoliert, also ohne Kontakt zu anderen Vögeln, oder im Geschwisterverband oder mit Jungvögeln anderer Arten zusammen untergebracht.

In seltenen Fällen ist eine Aufzucht von Hand notwendig, z.B. weil die Vogeleltern nicht ordentlich füttern oder die Jungen verletzen. Man spricht dann von einer Notfall-Handaufzucht, die in jedem Alter des Kükens erforderlich sein kann.

Vor- und Nachteile der Handaufzucht in Kurzform

Für den Züchter bedeutet die Handaufzucht zwar mehr Arbeit, aber auch ein geringeres Risiko. Er erhält auf diese Weise mehr Vögel zum Verkauf, die er zudem noch teurer anbieten kann. Dies trifft in besonderem Maße auf die zumeinst von Großzüchtern praktizierte Aufzucht ab Ei zu, da der Verlust des Geleges die Elterntiere zu erneutem Legen anregt.

Für den Halter bringt die Handaufzucht im Grunde genommen eher Nachteile, denn er zahlt einen höheren Preis für den Pseudo-Vorteil, einen zahmen, kuscheligen Vogel zu bekommen. Auch Vögel, die komplett von den Vogeleltern aufgezogen werden (Naturbruten), werden zahm, sofern man sich ausreichend und geduldig mit ihnen beschäftigt.

Welche Küken fühlen sich geborgener?

Diese Bilder wurden uns freundlicherweise von Herrn Wagner, www.papageienwagner.de zur Verfügung gestellt

 

Ist es nicht seltsam - die segensreiche Erfindung des Brutkastens für Menschenbabies begrüßen wir natürlich, dennoch tun uns die armen Würmchen leid, wir wissen, dass sie für ihre Entwicklung die Nähe der Mutter brauchen.
Es ist selbstverständlich, dass sie nur in Notfällen dort hinein kommen.

Und Papageienbabies?

Bei allem Bemühen und gutem Willen kann kein Mensch dem Küken die Vogeleltern ersetzen.
Auch sie gehören nur im Notfall in den Brutkasten!

 

Von Hand aufgezogene Vögel sind besonders stark auf den Menschen geprägt, das heißt, sie haben oftmals nicht die natürliche Distanz zum Menschen, die auch einer zahmen Naturbrut eigen ist. Dies kann zu schwerwiegenden Problemen führen, wenn so ein Vogel später einen Partner bekommen, bzw. mit anderen Vögeln vergesellschaftet werden soll. Der Vogel "weiß" nicht, zu welchem Partner er sich hingezogen, bzw. welchen er als Konkurrenten betrachten soll, den Menschen oder den/die neuen Artgenossen. Folglich kann es zu Angriffen gegen den Einen oder Anderen kommen. Der Vogel befindet sich in einer Konfliktsituation, die nur schwer zu lösen ist.

Auch bei im Geschwisterverband von Hand aufgezogenen Vögeln ist die Situation nur geringfügig besser, da sie von den Elternvögeln kein arttypisches Verhalten erlernen können. Ein Baby kann einem anderen Baby schließlich nichts beibringen!

Von Züchtern, die handaufgezogene Vögel anbieten wird häufig so argumentiert:
zwischen dem Verhalten von Handaufzuchten und Naturbruten besteht kein Unterschied, außer dass die von Hand aufgezogenen Vögel von Anfang an zahm sind. Spätere Verhaltensauffälligkeiten können bei Naturbruten wie auch bei Handaufzuchten gleichermaßen auftreten und sind eine Folge nicht sachgerechter Haltung, zumeist Einzelhaltung mit damit einhergehender zu starker Bindung an den Menschen.

Diese Aussage ist durchaus richtig, man darf Papageien nicht als Einzelvogel halten, da der Mensch dem Vogel niemals den artgleichen Partner ersetzen kann. Richtig ist auch, dass superzahme Handaufzuchten, bei entsprechender Haltung in in einer Vogelgruppe und reduziertem Kontakt zum Menschen viel von ihrer natürlichen Verhaltensweise erlernen und gewissermaßen wieder "verwildern" (Resozialisierung).
An dieser Stelle sei die Frage erlaubt, warum man denn Handaufzucht betreibt, wenn es letztendlich keine Unterschiede zu den von den Vogeleltern aufgezogenen Jungen gibt?

Interessieren Sie die Erfahrungen, die andere Vogelhalter mit ihren Vögeln aus Handaufzucht und Naturbrut gemacht haben, dann lesen Sie bitte die Berichte.

Möchten Sie sich eingehender mit dem Thema auseinandersetzen, lesen Sie bitte die Fachartikel.

An dieser Stelle möchten wir auf einen weiteren, sehr ausführlichen Artikel zur Handzucht von Volker und Susanne Munkes hinweisen, der auf der Seite www.Katharinasittiche.de zu finden ist.

 
Wie Sie, lieber Leser, sicher schon gemerkt haben, treten wir für die Aufzucht der Vögel durch ihre Eltern (Naturbrut) ein und lehnen die Handaufzucht der Küken (außer in Notfällen) ab.
Deshalb möchten wir Ihnen den folgenden ironischen Beitrag von Ann Castro nicht vorenthalten:

 

Als großer Tierliebhaber muss man sich selbstverständlich tiefstgehende Gedanken zum Thema Handaufzucht machen.

Eigentlich ist es für die Elterntiere wirklich nicht zumutbar sich den Mühen der Aufzucht seiner eigenen Jungen zu unterziehen. Glücklich die Tiere, die einen sensiblen Menschen zu Stelle haben, der ihnen diese lästige Arbeit abnimmt! Nicht zuletzt ist es sicherlich für die Eltern wesentlich befriedigender jedes Jahr mehrere Gelege legen und ausbrüten zu können, da sie nicht ihre Zeit damit verschwenden müssen ihre Jungen selbst aufzuziehen.

Auch die Jungen dürften sich glücklich schätzen so ein menschliches Au Pair als Ersatzmutter zu haben. Wieviel besser schmeckt doch das künstliche Aufzuchtfutter, das einem liebevoll und hygienisch pünktlich per Spritze in immer gleichbleibender Zusammenstellung in den Schnabel gedrückt wird.

Arme Würmer, die dieses ekelige hochgewürgte Zeug der Eltern fressen müssen.

Und überhaupt Eltern – ewig sitzen sie auf einem rum und betutteln einen und halten einen warm, wo man doch statt dessen die Freiheit einer Plastikschüssel und hochmodernen Wärmelampe geniessen könnte und nur hin und wieder vom Menschen ein paar Streicheleinheiten erdulden muss, statt ständig umsorgt zu werden. Glücklich ein Küken, das früh seine Freiheit geniessen kann.

Ja wenn man es sich genau überlegt, müsste man als tierliebender Mensch eigentlich eine Initiative gründen, um die Papageien der Welt von den entsetzlichen Zuständen in der Freiheit zu erlösen. Vielleicht könnte man im Dschungel Handaufzuchtstationen einrichten, damit auch die armen wilden Tiere von den entsetzlichen Mühen der Elternaufzucht befreit werden können.

Vielleicht sollten wir ein Konto einrichten, auf das wir Geld zu diesem Zwecke spenden können?

 
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